Maßhaltigkeit und Oberflächendefekte von Bauteilen lassen sich mithilfe optischer Messtechnik schnell, zuverlässig und sehr genau prüfen. Die automatische optische Inspektion (AOI) ist daher heute Stand der Technik bei der Qualitätskontrolle von Bauteilen. Bei Massenbauteilen jedoch kommen auch heute noch überwiegend produktionsbegleitende Sichtprüfung oder taktile Lehrenprüfung zum Einsatz. Der Grund: AOI erfordert eine gezielte Orientierung des Bauteils. Das Handling von Schüttgut allerdings ist aufwändig und somit unverhältnismäßig teuer. Um die hohen Qualitätsansprüche zu erfüllen, übernehmen nicht selten spezialisierte Sortierdienstleister eine nachgelagerte 100-Prozent-Qualitätskontrolle.
Prüfung ohne spezifisches Bauteil-Handling
Das optische Prüfsystem Inspect 360° MP inspiziert Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit von Bauteilen vollständig im freien Fall. Ein spezifisches Handling der Bauteile ist nicht notwendig. Damit ermöglicht es erstmals eine optische Prüfung von Massenbauteilen zu vertretbaren Kosten.
Die zu prüfenden Teile werden in diesem Sortiersystem über ein Förderband im Sekundentakt einzeln in eine Hohlkugel befördert. Im freien Fall durch die Kugel werden sie mithilfe von 27 Kameras gleichzeitig aus allen Richtungen aufgenommen. Das System prüft so jedes Bauteil aus zahlreichen Perspektiven, um alle potenziellen Defektstellen zu identifizieren. Die 27 Kameras sind gleichmäßig über die Oberfläche der Hohlkugel verteilt und auf das Zentrum der Kugel gerichtet. Unabhängig von Lage und Orientierung des Bauteils im freien Fall wird dadurch jede Stelle mindestens einmal aufgezeichnet.
Material- und typenunabhängig
Inspect-360° MP eignet sich als Alternative zur Sichtprüfung für würfel- bis faustgroße Bauteile. Unterschiedliche Bauteiltypen können mit einem einzigen System geprüft werden – von Guss-, Fräs- oder Schmiedeteilen über Spritzguss- und Umformteile bis hin zu Verbundteilen. Bei Objekten mit 100 mm Durchmesser werden Maßhaltigkeits- und Texturdefekte ab 100 µm identifiziert. Die Prüfung erfolgt inline im Produktionstakt, wodurch ein direktes Eingreifen oder eine Rückkopplung in den Prozess möglich werden.
Prüfung von Beschichtungen und Verunreinigungen
Für die Prüfung von Bauteilverunreinigungen und -beschichtungen kann Inspect 360° MP mit dem Freifall-System F-360° von Fraunhofer IPM kombiniert werden. Dieses bildgebende Inspektionssystem arbeitet auf Basis von Fluoreszenzmesstechnik und detektiert ortsaufgelöst die Verteilung von Verunreinigungen und misst die Dicke von Beschichtungen. Bei einer Kombination der Systeme werden die Bauteile in einem einzigen Messdurchgang geprüft.